Heiligabend - Pastor i.R. Paul Oppenheim -

Predigt von OKR i.R.Paul Oppenheim
Im Spätgottesdienst der reformierten Kirche Hannover
am 24.Dezember 2020

Lasst uns gehen und die Geschichte sehen, die da geschehen ist!“ So sprechen die Hirten zueinander. Sie wollen mit eigenen Augen sehen und auch wir schauen hin. Unsere Blicke werden auf einen ganz bestimmten Punkt gelenkt und dieser Punkt heißt Krippe.

Liebe Gemeinde,

Haben Sie einmal gezählt wie oft das Wort „Krippe“ in der Weihnachtsgeschichte vorkommt?

Es kommt dreimal vor. Das ist viel und das ist Absicht, denn die Krippe soll unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In der Krippe liegt nämlich ein neugeborenes Kind. Ein Baby in einem Futtertrog, aus dem sonst Tiere fressen. Da gehört ein neugeborenes Baby nicht hin. Auch arme Leute legen ihr Kind nicht in eine Futterkrippe. Ist das also das Wunder der Weihnacht? Ein Kind, für das es keinen Platz gibt? kein Platz in der Herberge, kein Platz in unserer Welt. Gott kommt als Kind in unsere Welt, um uns alle zu retten, aber wir haben keinen Platz für ihn. Kein Platz für Gott in unserer Welt. Das ist die Weihnachtsbotschaft

Darauf werden unsere Augen gerichtet, auf das Kind in Bethlehem und gleichzeitig sollen wir heute überhaupt an Kinder denken. Kinder stehen zu recht heute im Mittelpunkt. Sie bringen uns Zukunft und Hoffnung. Sie erinnern uns an das Wunder des Lebens. Allein in unserem Land passiert es über 2.000 mal an jedem einzelnen Tag, dass ein Kind geboren wird! Die Weihnachtsgeschichte lehrt uns auf das Wunder des Lebens zu schauen, das mit jedem Kind in die Welt kommt. Für unsere Kinder ist meistens vorgesorgt, alles ist schön vorbereitet, ganz liebevoll. Bettchen, Windeln, Kleidung, Schnuller, Spielzeug und was es so alles gibt.
Bei Jesus war es anders. Es gab für ihn keinen Platz. Daran erinnert die Krippe, und so denken wir heute auch daran, dass es für viele Kinder keine Platz gibt auf dieser Welt. Zum Weihnachtsgottesdienst gehört deswegen auch die Kollekte für „Brot für die Welt“. In diesem Jahr heißt das Motto der Sammelaktion „Kindern Zukunft schenken“. So manches Kind kommt auf die Welt und leidet an Not, es wird in Armut geboren und ohne unsere Hilfe hat es keine glückliche Zukunft. Auch darauf lenkt das Kind in der Futterkrippe unseren Blick.

Und wenn wir in diesen Zeiten der Pandemie auf kleine Kinder schauen, erkennen wir etwas Wunderbares. Normalerweise sind kleine Kinder die ersten Opfer von Epidemien und Seuchen. Sie sind die Schwächsten und meistens werden sie als erste schwer krank. Wie furchtbar ist es, wenn Babys in den Armen ihrer Mütter sterben! Vielleicht ist es das Schlimmste, was überhaupt geschehen kann,  dass man mitansehen muss, dass ein Kind stirbt. Jetzt aber sehen wir etwas ganz anderes, etwas, was auch Wissenschaftler kaum erklären können. Die kleinen Kinder werden nicht schwer krank. Sie müssen nicht leiden. In der ganzen Welt ist bis heute kaum ein Kind am Coronavirus tödlich erkrankt. Das ist für uns als Großeltern, als Eltern, als Erwachsene ein großer Trost. Wir mögen es kaum glauben. Es ist ein Rätsel, aber als Christen dürfen wir von einem Wunder sprechen und können Gott dafür loben und ihm danken.

Weihnachten lenkt unseren Blick auf ein neugeborene Kind, von dem es heißt, es sei der Retter aller Menschen. Auf Jesus lasst uns schauen in dieser stillen Nacht, aber auch auf alle Kinder, die wir mit unserer Hilfe vor Not bewahren können und auf die Kinder, die Gott in unseren Tagen so liebevoll beschützt und vor schwerer Krankheit bewahrt

Amen